Magier und Kobolde schwingen Schwerter aus Schaumstoff
Erster „Verein für lebendiges Rollenspiel" in der Nordeifel gegründet
Bericht aus den "Eifeler Nachrichten"
In Imgenbroich gibt es einen Verein mehr... Aber Stopp! So einfach ist das nämlich nicht. Denn eigentlich existiert „Condra" weder in Imgenbroich noch in der Gegenwart. Bei den bislang 22 Mitgliedern dreht sich alles um Mittelalter, Mythen und Magie, und Condra selbst ist der Name eines (fiktiven) Landes, das wiederum um das Jahr 1000 und nur in der Phantasie existiert. Aber wenn sich die Fantasy-Fans und viele Dutzend Gleichgesinnter aus ganz Deutschland in freier Natur treffen, dann wird im Spiel plötzlich alles real, wird so manche Schlacht geschlagen, so mancher Met getrunken ...
Von Marc Wahnemühl
Fürs Rollenspiel braucht man auch das passende Kostüm. Die Mitglieder von „Condra" - hier von links: Lars Raasch, Maria Theißen, Neomi Havinga, Susanne Evans-schneidern am liebsten selbst.
Foto: Wahnemühl
Imgenbroich. Zwerge, Elfen, Orks, Menschen, Trolle, Kobolde - die Wesen der Fantasywelt sind wild und wunderlich. Und in diesem breiten Repertoire erfindet sich jeder Spieler einen oder mehrere Charaktere, den er/sie gerne verkörpern möchte. Auch dabei geht es sehr kreativ zu: Da gibt es Krieger, Magier, Heiler, Abenteurer, Fürsten, Räuber, Diebe und, und, und... jeweils wieder in Hunderten von Facetten.
Früher versammelte man sich bei diesen Rollenspielen um einen Tisch, hatte eine Karte und Papier und Zettel und entwarf sich dort die Spielwelt. Heute ist das nur die Vorstufe; da geht man in die Natur, trifft sich mit Dutzenden von Freunden, alle einfallsreich ausstaffiert mit Kostümen, Waffen und anderen Accessoires und veranstaltet so genannte LARPs (Live Action Role Playing = lebendiges, aktives Rollenspiel).
„Verein für lebendiges Rollenspiel", so lautet auch der Untertitel von „Condra". Der Imgenbroicher Verein ist im November gegründet worden, seit Februar im Vereinsregister erfasst und der einzige seiner Art in der Nordeifel. „Wir lieben alle das Mittelalter, aber nicht so sehr die historische Seite, sondern die literarische", erklärt Gründungsmitglied Néomi Havinga. Folglich liegt der Schwerpunkt auch auf der schauspielerischen Darstellung. Aus einer lockeren Gruppe, die seit zwei Jahren Rollenspiel veranstaltet, entwickelte sich nach einer dreitägigen Großveranstaltung im September die Vereinsidee: „Wir wollten alles klarer regeln und besser organisieren können. Und als Verein kann man einfach leichter an Gelände und Einrichtungen kommen", sagt „Condra"-Vorsitzender Lars Raasch. Eigentlich ist Raasch ja der stumme Krieger Mandolf. Dass er, im zehn Kilo schweren Kettenhemd, aber trotzdem begeistert erzählen kann, was bei den LARPs alles geschieht, wird Englisch erklärt. Das ist nämlich durch den strikten Unterschied zwischen „In time" und „Out time" möglich, also zwischen Spiel und Realität. „In time" steckt man in der Rolle, die man gewählt hat, folgt der Geschichte, benutzt mittelalterliche, oft mythische Gegenstände und spricht auch anders.