Der Sturmtag
Der alte Mann sitzt auf seinem Stein, wie jeden Tag erzählt er heute einem neuen Besucher Condras eine ganz besondere Geschichte.
Der Sturmtag steht an,… Dat ist wohl der höchste Feiertag in janz Condra. Vor 9 Jahren übernahmen wir widda die Kontrolle über unser Land. Gemeinsam haben wir Seite an Seite gestanden und die Nekaner von hier vertrieben… jetzt ist Condra ein freies Land… was man auch den Leuten gerne zeigt.
Am Tag selber ist in vielen Städten ein Umzug mit großen bunten Wagen wo de hohen Tiere van de Kirche drauf stehen und dem Volk zuwinken. Nun eigentlich vor allem in Tharemis, aber auch andere Städte eifern dem nach… Der Hydrofex zieht schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Sturmtag mit einem Zug voll Pilger zum Dunkelsee um dort seine Ansprache zu halten. Von Jahr zu Jahr wird dat Dingen größer.
Vom Tag der Rede an, dat ist meist 4 Tage vorher, bis zum Sturmtag selber lassen Bürger unseres schönen Landes Wasserkerzen in den Dunkelsee. Jede Kerze symbolisiert die Seelen derer, die für die Freiheit Condras gestorben und damit in die ewigen Fluten eingegangen sind. Die meisten basteln sogar eigens dafür schöne Kerzenboote in verschiedenen Formen aber meist in drei Farben: Weiß, blau oder Grün – wie die Kopftücher der Falken!
Sowieso gibt es keinen Tag, an welchem den Sturmfalken mit mehr Achtung als an jenem Tag gegenüber getreten wird. Kinder verkleiden sich oft als Falken und jagen mit Holzschwertern und kleinen Bögen die bösen Nekaner, nennen sich selber nach den großen Helden von damals. Selten so viele Kiras gesehen die alle beim Haller anstanden und dat Horn für sich beansprucht haben…
*Der alte Mann lacht herzlichst*
Ich mein der ein oder andere sei sogar ein männlicher Kira gewesen…. Jedenfalls jibbet auch verdammt viele Stände in der Stadt wo du so ne Kelch kaufen kannst, oder n Holzschwert von Illayda oder nen Bogen von Felian… in Knirpsgröße natürlich!
Nachts erhellen Windlichter die Häuser der Condrianer, Girlanden werden über die Türe gehängt und Windspiele sollen den freien Geist Condras zeigen. Denn die Condrianer sind so frei wie der Wind sagt man.
Ein Jahr nachdem zum ersten mal der Sturmtag gefeiert wurde etablierte sich da noch so’n anderer Brauch. Man steckte den Menschen, denen man Glück wünscht Zettel mit Rätseln zu. Lösten sie die Rätsel, dann würden sie im nächsten Jahr besonders viel Glück haben. Viele haben dann ihre Rätsel weiter verschenkt, um ihr Glück mit den anderen zu teilen. So gibt es Rätsel die seid 8 Jahren von Condrianer zu Condrianer weiter gereicht wurden. Kein Rätsel gibt es zweimal…. Nee, dat is nich nur suh 'ne Verzell, dat is wirklich su!
*nachdenklich kramt der alte Mann in seiner Tasche*
Dat hier, dat hab ich von meiner Tochter bekommen, sie ist in Schieferbruch gefallen, weißt du. Ich gebe es dir weiter. Such dir jemandem, dem du es am Sturmtag geben willst. Feier diesen Tag mit all deinen Freunden und feier ihn würdig, mit viel Vierkannt, egal wo du bist! Ich glaube ich geh dieses Jahr nochmal mit dem Hydrofex zum Dunkelsee...
*zufrieden lächelnd zündet sich der alte Kerl seine Pfeife an und sein Blick schweift in die Ferne*
Feiertage
Januar
Marsch der Tränen, Erinnerung an den Exodus der Tileamer Bevölkerung mitten im Winter.
Februar
März
Zwergisches Frühlingsfest "Vilara"
April
Ringfeier des Zwergenkönigs in Axnom, 2 wöchige Feier
Frühjahrsfest, an dem von jungen Frauen als Freierband Seidentücher vergeben werden, die dann zur Sonnenwende mit Troddeln und Bändern geschmückt und an den Türknauf des Hauses der Geliebten gehängt werden.
Mai
Der Sturmtag, Erinnerung an den Tag der Befreiung
Juni
Mittsommerfest
Juli
August
Sternenfest, bei dem die traditionellen "Sterntaler", ein hartes Gebäck, gereicht werden.
September
Oktober
Erntefest
Kartoffelfest in Quellauen
November
Hahneköppen in Tileam
Dezember
Saubrennen, Schlachtfesttradition in den ländlichen Gebieten Condras
Wintersonnenwendfest
Gerüchteküche
Auf den Straßen der Stadt bekommt man immer unterschiedliche Gerüchte und Tatsachen natürlich unter vorgehaltener Hand erzählt. Immer wieder, wenn man eine Straße der Gerüchteküche neu betritt können neue Gerüchte aufkommen...
Tröte
Eine verhüllte Gestalt öffnet leise die Türe.
Psst, komm schnell rein! Dass dich keiner sieht!
Das ist aber auch mal wieder ein Sauwetter, hmm? Naja, Tharemis halt.
Hast du gut her gefunden? Prima. Ja, wir hätten auch lieber eine öffentliche Halle irgendwo am Markt, aber du weißt ja, wie das ist. Die Tröte schreibt die Wahrheit – und da findet sich dann immer wer, der das lieber unter den Tisch fallen lassen will.
Der Herausgeber meint, wir müssen da aufpassen. Und der weiß sowas.
Was? Nee, ich kenne den auch nicht. Nicht persönlich. Niemand kennt den. Es heißt, er habe keine Wohnung und wandere Tag und Nacht durch das Land. Einige sagen, er lebt in einem Karren, damit er nie zu lange an einem Ort weilt. Heute noch ist er da, spricht mit Leuten, lebt mit dem Volk und schon am nächsten Tag ist er wieder verschwunden. Zack – und nur Radspuren verbleiben in der Erde.
Manche behaupten, seine Mutter habe ihn in den Gassen von Tileam ausgesetzt und er habe ich dort alleine hochgekämpft. Jahrelang nur von Ratten gelebt und so. Andere behaupten, er lebt in der Ratsburg, sei gar Archont. Einige sagen, er sei in Wahrheit gar nicht aus diesem Land. Aber ich sage dir – das ist ein Condrianer. Bis ins Mark!
Jetzt häng das Kopftuch erst mal da vorne auf und setze sich. Das hier sind alle Tröten, die bisher erschienen sind. Wenn du begreifen willst, was in diesem Land passiert – hier findest du alles, was du wissen musst.
Denn ein freies Volk braucht eine freie Stimme. Sagt der Herausgeber.
Mit diesen Worten lässt dich die Gestalt alleine und gibt dir die Chance, die sauber archivierten Texte zu studieren.